Erholung dort wo einst Häftlinge litten?

Grube und Lager Rovnost
Quellen

M1: 3-D-Animation des Uranbergwerkes sowie des Lagers Rovnost (Gleichheit), Zustand in der ersten Hälfte der 1950er Jahre, Autoren: Verein Političtí vězni.cz, Studierende der Angewandten Geoinformatik und Kartografie der Karlsuniversität Prag, 2015. Länge des Videos: 4:56 Min., Empfohlener Ausschnitt: 2:11 bis 4:56 Min. Wir entschuldigen uns, dass das Video derzeit nicht zugänglich ist.

 Zugängliches Ferienhausgebiet an der Stelle der ehemaligen Grube (und nicht des Lagers) Rovnost (Gleichheit) mit Grillplatz, auf ursprügliche Grubenausstattung umgenutzt wird. Sommer 2014, Foto: Tomáš BouškaM2: Frei zugängliches Ferienhausgebiet auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks (nicht des Lagers) Rovnost (Gleichheit) mit Grillplatz, auf dem ursprüngliche Grubenausstattung umgenutzt wird. Sommer 2014, Foto: Tomáš Bouška.

Schranke PrivatM3: Den Zutritt zur Ferienhaussiedlung auf dem Gelände des ehemaligen Lagers Rovnost (Gleichheit) versperrt eine Schranke mit der Aufschrift „Privat“. Sommer 2014, Foto: Tomáš Bouška.

Das verfallene Umkleidegebäude für die Bergleute am ehemaligen Straflager Rovnost (Gleichheit), daneben ist ein Ferienhaus errichtet worden. Aufnahmezeitpunkt ?, Foto: Tomáš BouškaM4: Das verfallene Umkleidegebäude für die Bergleute des ehemaligen Straflagers Rovnost (Gleichheit), daneben ein Ferienhaus. Aufnahmezeitpunkt ?, Foto: Tomáš Bouška.

 Palecek-Burg und LogoM5: Links: Logo des erneuerten Lehrpfades „Die Hölle von Jáchymov“, Gestaltung: Gestaltung: Ondřej Kafka, Kafka Design, Prag, 2014, für den Verein Političtí vězni.cz. Rechts: Sogenannte Paleček-Burg im ehemaligen Bergwerk Rovnost (Gleichheit), Sommer 2014, Foto: Tomáš Bouška.

Sachanalyse

Auf dem Areal des ehemaligen Schachtes Rovnost (Gleichheit, bis 1945 Werner-Schacht) und des dazugehörigen Lagers, das zu den größten in der Gegend von Jáchymov (St. Joachimsthal) gehörte, liegt heute eine Feriensiedlung mit einigen Dutzend Ferienhäusern, die nur teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Im Werner-Schacht mussten bereits zwischen 1939 und 1945 Kriegsgefangene aus Osteuropa Uran für das nationalsozialistische Deutsche Reich abbauen. Das bestehende Barackenlager wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs weitergenutzt für zivile Gefangene und Kriegsgefangene deutscher Nationalität, die gezwungen waren, für die damalige tschechisch-sowjetische Verwaltung der Urangruben im Schacht Rovnost Uran für den Atomwaffenbau der Sowjetunion zu fördern. Im Jahr 1949 wurden schließlich die ersten politischen Häftlinge des tschechoslowakischen kommunistischen Regimes ins Lager gebracht. Die Lebensbedingungen dort waren sehr hart und bei der Arbeit untertage kam es zu schweren Unfällen.

Über dem ehemaligen Lagertor stand in den 1950er Jahren die Aufschrift „Prací ke svobodě“, das tschechische Äquivalent von „Arbeit macht frei“. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Schranke mit der Aufschrift „Privat“, die Unbefugten den Zutritt zu dem Teil der Ferienhaussiedlung, die sich auf dem ehemaligen Lagergebiet befindet, versperrt. Da sich das Gelände seit den 1950ern stark verändert hat, kann man Größe und Aussehen des ehemaligen Lager und Bergwerks heute kaum mehr erkennen. Deshalb erstellte der von ehrenamtlichen Forschern gegründete Verein Političtí vězni.cz (Politische Häftlinge.cz) mithilfe Studierender der Angewandten Geoinformatik und Kartografie der Karlsuniversität in Prag eine 3-D-Animation, die das Areal zum Zeitpunkt der ersten Hälfte der 1950er Jahre darstellt.

Zu sehen ist im 3-D-Modell auch die sogenannte Paleček-Burg. Das ist ein gemauertes Modell einer mittelalterlichen Burg, die die Insassen des Lagers Rovnost  zur Unterhaltung ihres sadistischen Lagerkommandanten František Paleček bauen mussten. Nach Aussagen politischer Häftlinge erschoss dieser Kommandant mindestens vier Häftlinge bei Fluchtversuchen. Mit Freude habe er außerdem die im Lager inhaftierten Zeugen Jehovas durch stundenlange Appelle bei Eis und Schnee gequält, da sie weigerten für kriegerische Zwecke Uran abzubauen. Das Burgmodell befindet sich in der Nähe der Lehrpfadstation „Schacht und Lager Rovnost“ im heute frei zugänglichen Teil der Ferienhaussiedlung auf dem ehemaligen Bergwerksgelände. Die Paleček-Burg wurde zum Logo des erneuerten Lehrpfades. Das Umkleidegebäude, in denen die Häftlinge an Ketten hochgezogen ihre Arbeitskleidung aufbewahrten und sich umzogen, wurde erst 1956 fertiggestellt. In der 3D-Animation ist es daher nicht zu sehen. Das Umkleidegebäude steht heute ungenutzt und in verfallenem Zustand neben einem neu errichteten Ferienhaus.

 

Arbeitsaufträge

  1. Erläutere den Aufbau des Lagers und des Schachtes Rovnost (Gleichheit), den die 3-D-Animation zeigt. Benenne Elemente, die Dir dabei bemerkenswert erscheinen.
  2. Woran erinnert die Aufschrift „Prací ke svobodě [Arbeit macht frei] über dem Tor zum Lager Rovnost? Stelle Vermutungen an, wer in den 1950er Jahren die Anbringung dieser Aufschrift veranlasst haben könnte.
  3. Betrachte die Fotos vom heutigen Zustand des Geländes von Lager und Schacht Rovnost. Stelle Vermutungen an, was ein ehemaliger Häftling denken könnte, wenn er heute diesen Ort, an dem er früher Zwangsarbeit leisten musste, sehen würde.
  4. Lies den erklärenden Text zu den Quellen. Erscheint Dir die Paleček-Burg als ein geeignetes Logo für einen Lehrpfad, der über die Geschichte von Jáchymov (St. Joachimsthal) informiert? Begründe deine Antwort.
  5. Sollte man das Gebäude der Umkleide sanieren und wieder in den ursprünglichen Zustand von 1956 bringen? Begründe deine Antwort.
  6. Möchtest Du in einem Ferienhaus auf dem Gruben- oder Lagergelände Urlaub machen? Begründe deine Antwort.
  7. Diskutiere (mit einer Mitschülerin/einem Mitschüler), ob es besser wäre, das Lager- und Bergwerksgelände zu Freizeitzwecken zu nutzen oder es für die Öffentlichkeit ganz zu sperren. Wie könnte man das Gelände sonst sinnvoll und angemessen nutzen?