Jáchymov wird Kurbad: Radonkuren für die Oberschicht

Quellen

Doppelfoto Curie MasarykM7-a (oben): Die polnisch-französische Wissenschaftlerin Marie Skłodowska Curie bei ihrem Besuch in Jáchymov (St. Joachimsthal) im Jahr 1925. Foto: Auschnitt aus einer Fotografie in einem Jáchymov-Führer von 1925, unbekannter Fotograf. M7-b (unten): Tomáš Garrigue Masaryk (mit Hut, direkt neben der Statue rechts) bei einem seiner Besuch in Jáchymov (St. Joachiumsthal) im Gespräch mit unbekannter Gesellschaft auf der Veranda des Radium-Kurhaus-Hôtel. Foto: 1920er Jahre, unbekannter Fotograf, aus einem Sammelband zu einem Jubiläum der Stadt Jáchymov. Quelle beider Fotografien: Jáchymov v zrcadle času: stručné dějiny prvních radonových lázní světa = St. Joachimsthal im Spiegel der Zeit: Kurze Geschichte des ersten Radon-Bades der Welt. Karlovy Vary: Krajské muzeum Karlovarského kraje, Muzeum Karlovy Vary, 2007, S. 26 und S. 65. Publikation mit freundlicher Genehmigung des Museums Karlovy Vary (Karlsbad). PostkarteM7-c: Postkarte „Staatliches Radiumthermalbad St. Joachimsthal“ (Jáchymov) aus der Serie „Lernt Deutschland kennen!“ mit Abbildung des ehemaligen Radium-Kurhaus-Hôtels. Gedruckt (1938-)1939, gelaufen 1939: Repro-Foto: Theresa Langer, 2015. Quelle: Private Sammlung.

Sachanalyse

Menschen und Tiere leben über Jahrmillionen in einem Umfeld, das ionisierende Strahlung produziert. Die Organismen hatten Zeit, natürliche physiologische Reaktionen darauf zu entwickeln, um ihre Zellen vor einer Schädigung durch Radioaktivität zu schützen. Regenerationsprozesse stellen eine solche Reaktion dar. Die Bäderheilkunde (Balneologie) nutzt dieses Phänomen zur Therapie von Krankheiten des Bewegungsapparates. Bei Radonbädern (früher oft ungenau als Radiumbäder bezeichnet) wird die Körperoberfläche einer Energiedusche aus Radon-Alpha-Teilchen ausgesetzt, dadurch wird eine physiologische Kettenreaktion ausgelöst. Das Eindringen von Radon ins Blut ist vernachlässigbar und die biologische Halbwertzeit (Zeit bis das Radon aus dem Körper wieder ausgeschieden ist) beträgt lediglich 20 Minutenso lang wie die Dauer des Radonbades selbst. Die absorbierte Energie stimuliert die Regeneration des Gewebes, bekämpft sogenannten oxidativen Stress und erhöht die Bildung von Hormonen, darunter Hormone gegen Schmerzen oder Entzündungen sowie Geschlechtshormone. Alle Bestandteile des Immunsystems werden aktiviert. Diese Prozesse beginnen während der Therapie und halten noch vier bis sechs Wochen nach dem letzten Radonbad an. Als Folge werden schmerz- und entzündungsbedingte Beschwerden gelindert, und die Funktionen von Gelenken, Muskeln und Sehnen sowie die zugehörige Versorgung der Blutgefäße und Nerven verbessern sich.

Die Anfänge des Radonbades in St. Joachimsthal (Jáchymov) auf der böhmischen Seite des Erzgebirges gehen auf das Jahr 1906 zurück. Rasch nahm der österreichische Staat, zu dem Böhmen bis 1918 gehörte, sich dem Kurbetrieb an. Im Jahr 1911 eröffnete das erste Kurgebäude, in das eine mehrere Kilometer lange Wasserleitung Heilwasser aus dem Einigkeitschacht führte. Die gute Heilwirkung führte dazu, dass bald das Radium-Kurhaus-Hôtel – heute Radium Palace – gebaut wurde. Bei seiner Eröffnung im Jahr 1912 gehörte es zu den vornehmsten Hotels Europas. Bedeutende Persönlichkeiten aus den Bereichen Politik, Industrie und Kultur gehörten zu den Kurgästen. Weitere Kurhäuser und Pensionen folgten und ermöglichten in den 1930er Jahren jährlich bis zu 9000 Gästen einen Kuraufenthalt in St. Joachimsthal. Die Radonbäder von St. Joachimsthal waren damals weltweit bekannt. Auf der sächsischen Seite des Erzgebirges erfreuten sich damals auch die Radonbäder von Bad Schlema großer Beliebtheit.

 Arbeitsaufträge

  1. Die obere Fotografie M6-a zeigt Marie Skłodowska Curie bei ihrem Besuch der Radonbäder von Jáchymov (St. Joachimsthal). Finde heraus, wodurch diese Person berühmt wurde. Dann lies den Infotext zum Schreiben des Bergrates Babanek von 1898 und erkläre, welchen persönlichen Bezug Marie Skłodowska Curie zu Jáchymov hatte.
  2. Die untere Fotografie zeigt Tomáš Garrigue Masaryk bei einem Besuch in Jáchymov (St. Joachimsthal). Finde heraus, wer diese Person war. Dann lies den Fachtext zu den Gesundheitsrisiken durch den Uranbergbau und stelle heraus, wie Masaryk persönlich bezüglich dieser Problematik Stellung bezog.  
  3. Entziffere den Text auf der abfotografierten Postkarte. Finde heraus, welches Gebäude die Postkarte zeigt und wie es früher sowie heute genutzt wurde bzw. wird.
  4. Benenne die Zeit, in der die Postkarte gedruckt und verschickt wurde. Recherchiere, zu welchem Staat die Radonbäder von Jáchymov (St. Joachimsthal) damals gehörten. Setzte den Titel der Postkartenserie „Lernt Deutschland kennen!“, zu der diese Postkarte gehört, in Bezug zu deinem Ergebnis.
  5. Erstelle anhand der Informationen aus der Postkarte ssowie der Sachanalyse eine Liste, welche gesundheitlichen Beschwerden und Krankheiten in Radonbädern, insbesondere in Jáchymov (St. Joachimsthal),  behandelt wurden und werden.