Bergbautechnik anno 1520

Die Tätigkeiten auf den Bildtafeln des Bergaltars in St. Anna in Annberg

Sachanalyse II – Was passiert in den einzelnen Bildausschnitten?

Auf Erzlagerstätten im Boden stieß man oft zufällig. Beim Pflügen, unter einem entwurzelten Baum oder in einer durch Blitzeinschlag entstandenen Felskluft. Bergleute, auch Knappen oder Hauer genannt, machten sich dann ans Werk, um Stollen und Schächte ins Gestein zu hauen und silberhaltiges Erz zu fördern. Dazu benutzten sie Bergleute vor allem Schlägel und Eisen, diejenigen Werkzeuge, die gekreuzt zum allgemeinen Symbol des Bergbaus wurden. Das Anlegen der senkrechten Schächte und der waagrechten Stollen war sehr mühsam und konnte manchmal sogar mehrere Generationen lang dauern. Manche Schächte lagen mehrere hundert Meter tief unter der Erdoberfläche. Viel taubes Gestein – Gestein, das nicht das gesuchte Silber enthielt – wurde dabei herausgebracht und zu Halden aufgeschüttet. Bergzimmerer und Bergschmiede sicherten die gehauenen Gänge mit Holzbalken, Brettern, Nägeln, Haken und Ösen gegen Einsturz. Die Bergschmiede sorgten auch dafür, dass die von der Arbeit stumpfen Bergeisen der Hauer stets durch scharfe ausgetauscht werden konnten. Bergzimmerer hatten schon im Mittelalter geniale Erfindungen gemacht, zum Beispiel eine spezielle Leiter, die zum Hochsteigen aber auch Hinunterrutschen genutzt werden konnte. Zum schnellen und schmerzfreien Rutschen banden sich die Bergleute sog. Hinterleder aus Rindsleder um. Die Schachteingänge waren meist von einem Holzhäuschen vor der Witterung geschützt. Von dort aus führten die Leitern nach unten. Mit einem Haspel beförderten Bergleute, die man auch Haspelknechte nannte, Gestein aus den Tiefen hinauf ans Tageslicht. Aus Stollen mit ebenerdigem Ausgang konnten die Hauer das Gestein mit Schubkarren oder großen vierrädrigen Holzkarren, auch Hunt genannt, abfahren.

Um das Silber aus dem umliegenden Gestein herauszulösen, wurden die geförderten Gesteinsbrocken zunächst zerkleinert. Das machte ein Erzklopfer genannter Bergmann. Dabei trennte er bereits Bröckchen mit hohem Silberanteil von Gestein mit weniger Silber. Diese Bröckchen wurden dann zur Erzwäsche ins Tal gebracht. Dort schüttete man sie in große Holzkästen, durch die Bachwasser geleitet wurde. Zwei Wäscher genannte Bergleute verteilten und wendeten die Erzbröckchen darin. Erde und leichtes taubes Gestein sollten fortgespült werden und schweres silberhaltiges Erz zurückbleiben. Auch mithilfe von Sieben wurde das Gestein in großen Bottichen gewaschen, damit sich silberhaltige Erze absetzen. Das gewaschene Silbererz wurde anschließend zur Röstanlage, einem offenen gemauerten Ofen mit zwei Kammern, transportiert. Durch die gleichmäßige Hitze der brennenden Holzscheite wurde das Erz brüchig. Das geröstete Erz kam dann in die Schmelzhütte. Dort schmolzen dann Schmelzer genannte Bergleute in zwei Schritten das Silber heraus. Im eckigen gemauerten Schachtofen wurde es zunächst zusammen mit Holzkohle und Bleiglätte – einer Verbindung von Blei und Sauerstoff – bei großer Hitze zum Schmelzen gebracht. Das flüssige Silber floss hinaus und kühlte in Schalen ab. Anschließend wurde es in einem runden geschlossenen Ofen erneut aufgeschmolzen. Das noch im Silber enthaltene Blei stieg dabei nach oben und floss über eine Abflussrinne ab, dabei entwichen auch giftige Dämpfe. Das reine Silber setzte sich unten ab. Nun konnte es in Barren gegossen und geschmiedet werden.

Bildausschnitte und Arbeitsaufträge

M1a BergbaulandschaftM2-a: Fördern

M1b Kurbelnde MännerM2-b: Kurbeln

M1c ErzzerkleinererM2-c: Hauen

M1d ErzwäscherM2-d und M2-e: Waschen

M1e ErzwäscherinM2-d und M2-e: Waschen

M1f SchmelzerM2-f: Schmelzen

M1g PrägerM2-g: Prägen

M2-a bis M2-g: Ausschnitte aus den Bildtafeln auf der Rückseite des Bergaltars der Kirche St. Anna in Annaberg, gemalt um 1520 von Hans Hesse. Quelle: Wikipedia: the free encyclopedia [online]. San Francisco (CA): Wikimedia Foundation, 2001. Link: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3a/Annaberger-Bergaltar2.jpg (zuletzt eingesehen am 15.09.2015). Die Auschnitte wurden von Marcel Mahdal erstellt.